14. Vier-Seen-Kultur Newsletter
Liebe Freunde und Kulturinteressierte,
Mondsee, im
Januar 2022
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.
Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Man steht am Fenster und wird langsam alt.
Dieser Erich Kästner, ist er nicht großartig? Er bannt uns immer wieder mit seiner bildhaften Sprache. Da riecht man die Krapfen und mancher von uns fühlt – ein ganz wenig melancholisch , wie wir alle älter werden. Wir von der Vier-Seen-Kultur haben die Aufgabe übernommen, dieses Kind des neuen Jahres aufzupäppeln und etwas aus ihm zu machen. Wir haben Pläne, jeder der vier Seen und die wollen wir einfach einmal aufzeigen.
Fangen wir bei
Mattsee an, das sich auf zwei Mattsee Kulturimpulse vorbereitet: Am Samstag, den 30. April , 17.00 Uhr , am Vorabend zum Marien Monat Mai „schenkt“ uns Renate Ourth die Lesung : Das Marien-Leben von Rainer Maria Rilke. Eine selten zu Gehör gebrachte, wunderbare Poesie, das von uns große gedankliche Präsenz abverlangt. Wer es kennt, ist tief berührt. Renate Ourth ist für die Wiedergabe wie prädestiniert. Weltanschauung, Sprache und Interpretation fügen sich zu einer schönen Einheit. Musik begleitet diese starken Rilke Formulierungen! Bitte unbedingt vormerken!
Mondsee lädt im Marienmonat Mai am Sonntag, den 15.05.2022 zu einem Konzert in der Basilika mit dem CorOsAnima zum Thema „Ganz schön bist Du“ ein. Die Sängerinnen und Sänger des von Norbert Brandauer 2019 gegründeten Chores singen von Schönheit, Liebe und Leben. Den Chor eint eine große Leidenschaft für Musik, hingebungsvolles Suchen nach klanglich emotionaler Übereinstimmung und eine besondere Liebe für Tiefe, Dynamik und ausdrucksvoller Qualität. COR-OS-ANIMA“ („HERZ-MUND-SEELE“) lädt sein Publikum ein, sich berühren zu lassen und einen „hörenden Weg“ mitzugehen. Denn gerade jetzt – so scheint es überdeutlich – ist es von großer gesellschaftlicher Bedeutung, dass wir uns „hörend zuwenden“: Statt lautem, rechthaberischen Übertönen des jeweils Anderen feine Töne, farbige Zwischentöne wahrnehmen; statt Spaltung, Vorwurf und Angriff das hörende Suchen von Verbundenheit; statt die Wahrheit zu besitzen das Unbegreifliche ahnen und lieben; statt sich den Kopf zu zerbrechen unser „hörendes Herz“ spüren, den Zauber der Stille vor und nach und in guter Musik, zu verinnerlichen und neue, positiv verändernde Kraft schöpfen.
Sankt Gilgen will wie jedes Jahr eine Verbindung zu Ihrer Zinkenbacher Malerkolonie herstellen, dieses Jahr mit dem Hagenbund. Die Wiener Künstlervereinigung Hagenbund prägt die Kunstszene zwischen 1900 und 1938 nicht nur im eigenen Land, sondern in ganz Europa. Die Vereinigung füllt das Vakuum, das die an Einfluss verlierende Wiener Sezession hinterlässt. Die Künstler des Hagenbundes waren ihrer Zeit voraus liberal und antinational.
Der Hagenbund war eine Vernetzung der verschiedensten europäischen Kunstrichtungen mit regionalem Schwerpunkt in Wien dar. Im Jahr 1907 fand eine erste Ausstellung mit ungarischen, polnischen, tschechischen und deutschen Künstlern statt. Zu den Mitgliedern des Hagenbundes gehörten Oskar Laske, Carry Hauser und Otto Rudolf Schatz, zu den Impulsgebern zählten illustre Künstler wie Anton Faistauer, Oskar Kokoschka und Anton Kolig. Das frühe Netzwerk war äußerst aktiv und brachte einen regen Austausch zwischen den europäischen Künstlern.“ Die diesjährige Sommerausstellung widmet sich unter anderem den Künstler*innen der Zinkenbacher Malerkolonie, die auch dem Hagenbund angehörten, so z.B. Leo Delitz. Leo Delitz wurde 1882 in Zagreb geboren und war von 1905 bis 1911 Mitglied des Hagenbundes, seit 1914 gehörte er dem Wiener Künstlerhaus an. Ab 1911 erfolgte eine rege Ausstellungsbeteiligung sowohl im Hagenbund als auch im Künstlerhaus. Etliche Reisen führten ihn unter anderem ins Salzkammergut. 1938 verließ er Österreich und kehrte nie mehr zurück, er verstarb 1966 in London. Das Gemälde “Ochsenkarren bei der Heuernte“ spiegelt die idyllische Sicht der Stadtbewohner vom Leben auf dem Land wider. Auch der Himmel ist in ein zartes Lila getaucht und unterstreicht die beinahe romantische Stimmung im Bild. Obwohl das Bild die Heuernte zeigen soll, ist die Ernte auf dem Wagen grün und nicht das trockene Gelbgrün, wie Heu tatsächlich aussehen würde. Das Gemälde ist daher durchaus verklärend. Keine Spur vom harten Alltag der Bauern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in dem die Wege weit und beschwerlich waren. Auch die Feldarbeit war arbeitsintensiv und körperlich erschöpfend. Lediglich der schlafende Bauer auf dem Wagen lässt die verrichtete Arbeit erahnen. Das Bild strahlt vielmehr Ruhe und Frieden aus und repräsentiert die helleren Zeiten auf dem Land in der diesjährigen Sommerausstellung im Museum Zinkenbacher Malerkolonie in St. Gilgen, die den finsteren Zeiten in der Stadt gegenübergestellt werden. Diese Ausstellung dürfen wir mit großen Erwartungen entgegensehen, wieder ist es so, dass die Ausstellung im Juli die Pforten öffnet, und wir auch zur Vernissage, vor allem aber zur Finissage eingeladen werden, wenn wir uns am Samstag, den 2.10.2022 wieder in der „Langen Nacht der Museen“ in Sankt Gilgen zusammenfinden.
Der Wallersee mit seinen Henndorfer Freunden, in dessen Tagebucharchiv das erste Heft und in dessen „Wiesmühlreihe“ Ende des Jahres der fünfte Band herausgeben wird, haben zwar im vergangenen Jahr viele Artikel in den Medien über Zuckmayer registrieren können, aber alle geplanten Veranstaltungen fielen der Pandemie zum Opfer. Kultur- und literaturinteressierten Lesern kann der ORF Landesstudio Salzburg Bericht über die Sonderausstellung zu Ehren Carl Zuckmayers unter dem Link https://salzburg.orf.at/stories/3137216/ wärmstens empfohlen werden. Die ausgefallene Dezember Lesung soll jetzt im Winter 2022 mit Dr. Brita Steinwendter, die aus ihren Werken liest, nachgeholt werden. Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin lebt als Autorin, Regisseurin und Feuilletonistin in Salzburg. Sie wuchs in Hinterstoder und Steyr auf, studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie in Wien und Paris und ist promovierte Historikerin. Von 1990 bis 2012 war sie Intendantin der Rauriser Literaturtage.
Und dann hat die Gesamtheit der Vier-Seen-Kultur noch einen Joker im Ärmel, nämlich eine von Mattsee im dortigen Kapitelsaal organisierte Einladung am Samstag, den 30. Juli, 17 Uhr zum Thema Historische Tänzen. Das wird aber keine akademische Lehrstunde, sondern die bekannte Tanz –Pädagogin Verena Brunner führt in die Thematik ein, zeigt vor, und wir alle tanzen mit. Es soll ein sommerliches Vergnügen werden, die Einzelheiten verraten wir noch nicht, denn wir wollen unsere Hoffnungschösslinge nicht zu sehr exponieren. Denn am Ende des Januars aus den „Dreizehn Monate“ heißt es
Die Wolken bringen Schnee aus fremden Ländern.
Und niemand hält sie auf und fordert Zoll.
Silvester hörte man´s auf allen Sendern,
dass sich auch unterm Himmel manches ändern
und, ausser uns, viel besser werden soll.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und ist doch hunderttausend Jahre alt.
Es träumt von Frieden. Oder träumt´s vom Kriege?
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.
Mit diesen besinnlich – sentimentalen Worten wünschen wir Euch Gesundheit, Corona-Standfestigkeit, Zuversicht, gute Aussichten in der kommenden Zeit und ein kulturell erfülltes Jahr 2022.