Bild des Monats: Mai – Zinkenbacher Malerkolonie

Tennisplätze, Sergius Pauser

Das Einladungsbild zur heurigen Sommeraustellung – Sergius Pauser, Tennisplätze, 1927, Öl auf Holz, 60 x 50, Privatbesitz, ©Dominik Buda

Sommerausstellung:

20. Juni bis 4. Oktober 2020
täglich außer Montag von 14.00 bis 19.00 Uhr


In einer Zeit, in der sich Sergius Pauser sich eigentlich der Neuen Sachlichkeit widmete, die durch einen sehr klaren und starren Bildaufbau gekennzeichnet ist, bricht der Künstler mit der dynamischen Darstellung der Tennisspielerinnen und -spieler aus. Auch der Wald im Hintergrund, der mehr Farbfläche als einzelne Bäume ist, widerspricht dem Stil der Neuen Sachlichkeit. 

Oder ist es genau das, was ein neusachliches Bild ausmacht? Das Bild ist in zwei Flächen geteilt, oben eine grüne und unten eine rosafarbene. Die Figuren wirken nur auf den ersten Blick dynamisch, auf den zweiten sind es „witzig übertriebene Verrenkungen“, wie es sein Sohn Wolfgang Pauser nennt. Ihm zufolge stehen die Figuren zwar in starkem Kontrast zur ruhigen Flächigkeit ihrer Umgebung, wirken dabei aber beliebig und abstrakt, fast ornamenthaft. Ist nicht gerade diese Flächigkeit mit den eingesetzten Figuren ein Merkmal der Neuen Sachlichkeit? 

Und noch etwas entspricht eigentlich einem klassischen neusachlichen Gemälde: „Ein langweiligeres Motiv für ein Ölgemälde ist schwer zu finden. Es fehlen Diagonalen, Kontraste und Dramatik. Auch wenn die Tennisspieler in Bewegung sind, ist der Blick auf sie ruhig und kontemplativ. Um das Einfangen eines dramatischen Moments im Wettkampf geht es hier nicht. Der Betrachter des Gemäldes wird nicht in ein Geschehen involviert.“ So treffend formuliert von Wolfgang Pauser. 

Auf den ersten Blick sind Werke der Neuen Sachlichkeit, wenn sie nicht dem Verismus zugeschrieben werden, entrückt, vermitteln den Anschein neutral zu sein, um in der aufkommenden politischen Lage nicht anzuecken. Das vergnügliche Tennisspiel, bei dem weder der Hintergrund noch der Platz an sich eine Rolle spielt, würde dieser Interpretation entsprechen. Doch kann das Bild auch ganz anders gelesen werden, wie Wolfgang Pauser anschaulich verdeutlicht: 

„Die Freiheit, nach der man sich sehnte, auch als sogenannter Maler der Zwischenkriegszeit, war mehr im Ballspiel zu finden als in der sozialen Wirklichkeit. Tennis, die streng reglementierte und doch zugleich auffallend freie Bewegung im Gitterkäfig, könnte dem Zeitgefühl gut entsprochen haben. Das porträtierte Spiel fand im Sommer statt, wie die Kleidung beweist. Was fehlt, ist die Sonne. Der Himmel ist bedeckt, die Figuren werfen […] keinerlei Schatten. Es ist mitten am Tage, doch über der gesamten Szene liegt ein Schleier von Düsternis.“

In diesem Sinne ist das Gemälde Tennisplätze ein Werk der Neuen Sachlichkeit par excellence und Sergius Pauser zu Recht der wichtigste Vertreter dieser Kunstströmung in Österreich

[Verfasserin: MMag. Claudia Baumann, Kuratorin der Ausstellung]